Interview mit Praktikant Yannik Liede

7. Februar 2021

Der 20-jährige Yannik Liede absolvierte von Oktober bis November 2020 ein zweimonatiges Praktikum im stationären Hospiz. Das Interview wurde gegen Ende seines Praktikums geführt.

Yannik, welcher Weg hat Dich ins Hospiz geführt?

Mein Weg war – was die Schulbildung angeht – relativ holperig, aber es war im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe die Fachhochschulreife erreicht, obwohl ich es zuerst auf der Realschule nicht geschafft habe und auf die Mittelschule musste. Aber durch den M-Zweig und die Fachoberschule konnte ich die Fachhochschulreife machen. Der Weg war nicht einfach, aber in dieser Zeit wurde ich mir meiner Stärken bewusst, habe einen anderen Blick auf Dinge bekommen, neue Menschen kennengelernt und andere Wege eingeschlagen.

Aktuell weiß ich noch nicht, wo mein Weg mich hinführen wird.

Während der Schulzeit und danach habe ich verschiedene Praktika gemacht, darunter auch eines in einem Seniorenheim. Nun wollte ich die Arbeit in einem Hospiz kennenlernen.

Praktikant Yannik Liede beim Kochen

Wie waren die Reaktionen daraufhin in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis?

Viele können sich unter einem Hospiz gar nichts Genaueres vorstellen. Häufig habe ich dann zu hören bekommen, dass es da ja voll traurig sein muss und die Arbeit depressiv macht. Viele sagten auch, dass sie an so einem Ort nicht arbeiten könnten.

Wie waren denn Deine Erfahrungen im Hospiz?

Am Anfang war ich unsicher, wie die Menschen hier so drauf sind.

Ich habe mir überlegt, ob das Hospiz ein totaler Ort der Trauer ist und wusste vorab nicht, wie ich die Arbeit mit den Menschen dort einordnen kann. 

Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt. Es war nie so, dass ich gedacht habe, das packe ich nicht, das nimmt mich zu sehr mit. Natürlich habe ich über die Gäste nachgedacht. Ein weiblicher Gast war so alt wie meine Mutter jetzt und der besuchende Sohn war in meinem Alter – da kommt man schon ins Nachdenken und das geht einem nah.

Die Pflegekräfte, die mich betreut haben, haben mich aktiv eingebunden und aber auch darauf geachtet, dass mir nichts zu viel wird.

Hast Du die Arbeit gedanklich mit nach Hause genommen?

Ich habe nicht ständig über die Arbeit nachgedacht, aber Probleme oder Sorgen, die man selbst hat, relativieren sich. Das sind so Gedanken wie, dass ich mich darüber aufrege, dass meine Jacke schmutzig geworden ist oder meine Playstation nicht richtig funktioniert hat. Und dann komme ich ins Hospiz und denke mir, meine Probleme sind banal, mir geht es gut.

Man wird geerdet durch die Arbeit hier.

Wie gelang Dir der Kontakt zu den Gästen?

Zu Beginn hatte ich ein paar Berührungsängste. Ich wusste nicht genau, was mich als Praktikant erwartet und wie die einzelnen Gäste auf mich reagieren. Aber tatsächlich haben die Gäste durchweg positiv auf mich reagiert. Bei manchen Gästen hat sich durch meine Besuche eine Sympathie eingestellt und wir sind ins Gespräch gekommen. Ich denke, es hat manchen gutgetan, dass ich relativ unbefangen war. Es gab aber auch Gäste, die mich nicht mehr so an sich herangelassen haben.

Dein Praktikum ist ja jetzt schon fast vorbei. Was hast Du nun vor?

Zuerst einmal mache ich ein Praktikum in einem Kindergarten. Und danach möchte ich noch ins Ausland, um mehr von der Welt zu sehen. Mit Corona ist es jedoch gerade sehr schwierig Reisen zu planen. Beruflich gesehen weiß ich noch nicht, was ich genau machen möchte.

Vielen Dank für Deinen Einsatz in unserem Hospiz! Wir wünschen Dir alles Gute für Deinen weiteren Weg!

 

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