Berührende Momente

26. Mai 2021

Ein Sohn erzählt vom Leben seiner Mutter in unserem Hospiz

Meine Mutter Ingeborg H. ist, nachdem sie drei Monate Gast bei Ihnen war, im November 2020 verstorben.

Meine Mutter hat sich vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt und betont, dass sie sich wie eine Königin fühlt und noch nie in ihrem Leben so verwöhnt wurde. (Unter anderem würden Ihre Wünsche bezüglich des Essens berücksichtigt und falls es mal was gab, das sie nicht wollte, hat sie ganz selbstverständlich und gerne etwas Anderes bekommen.)

Dekoration vor dem Zimmer nach dem Versterben von Frau H.

Sie hat auch immer wieder kleine Anekdoten erzählt. Teilweise durfte ich diese selbst vor Ort miterleben oder habe sie erzählt bekommen. Wie zum Beispiel, dass sich eine Schwester und ein Pfleger, die eine Fahrgemeinschaft haben, sich auf der gemeinsamen Fahrt zum Dienst immer necken oder dass meine Mutter eine Schwester, die täglich Kittel in einer anderen Farbe trug, hauptsächlich an ihrer Halskette erkannte oder dass eine andere Schwester meine Mutter Lockenwickel eindrehte, so dass sie sich wieder wohl und schön fühlte. Auch wussten alle Schwestern und Pfleger, dass meine Mutter vormittags „Tatort Hafenkante“ und nachmittags die „Küchenschlacht“ sehen wollte und haben dies in ihrer Routine berücksichtigt, um sie nicht dabei zu stören.

Abschied nehmen

Diese und andere Begebenheiten (von denen ich noch viele weitere erzählen könnte) haben einen schönen Alltag und ein gutes Miteinander geschaffen, bei dem meine Mutter und ihr Wohlergehen, soweit es möglich war, im Mittelpunkt stand.

Während diesem schönen Alltag und diesem guten Miteinander hat sich dadurch eine schöne und angemessene Beziehung zu den Schwerstern, Pflegern und Helfern aufgebaut, die sicher maßgeblich zum Wohlfühlen beigetragen hat.

Dafür danke ich Ihnen Allen als Sohn (im Namen meiner Mutter) und auch ganz persönlich.

Auch für die Gespräche in schwierigen Situationen und Krisen, Ihr Dasein und Ihre Anteilnahme am Todestag meiner Mutter bedanke ich mich von Herzen. Das hat mir sehr viel bedeutet und bedeutet mir (wie ich gerade beim Schreiben merke) immer noch sehr viel.

Die Anmeldebescheinigung

Von einer wunderbaren und gleichzeitig unglaublichen Begebenheit möchte ich ihnen auch noch erzählen. Diese ist mir erst einige wenige Tage vor dem Tod meiner Mutter aufgefallen. Ich habe ihr davon erzählt, weiß aber nicht, ob sie es noch aufnehmen und verstehen konnte. Auf einer anderen Ebene bin ich mir sicher, dass sie davon weiß.

Am Freitag vor dem Tod meiner Mutter wurde ich gebeten, kurz vor dem Zimmer zu warten. Dabei habe ich erstmals das Bild an der Wand vor ihrem Zimmer näher betrachtet. Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits fast 3 Monate täglich an diesem Bild vorbeigelaufen ohne es näher zu betrachten. Was ich da gesehen habe wurde mir erst nach und nach bewusst und hat mir dann fast den Atem geraubt.

Unser Flur mit dem betreffenden Bild und der Zimmertür

Vor dem Zimmer meiner Mutter hängt eine schwarz-weiß Fotografie von Augsburg. Das Bild wurde offensichtlich vom Perlachturm aus aufgenommen. Es zeigt in der Bildmitte im Großformat das Dach des Rathauses und die beiden Rathaustürme. Rechts sind Teile der Maximilianstraße und in einiger Entfernung die Kirche St. Ulrich zu sehen. Links sind zwei Häuser koloriert.

Im Linken dieser beiden Häuser hat meine Mutter Anfang der 1960er Jahre gewohnt. Das war ihr erster Wohnsitz in Augsburg (meine Mutter kommt aus Mering). Es handelt sich hier um das Haus mit der Anschrift Pfladergasse 1. Das heißt: Neben dem letzten Wohnsitz meiner Mutter im Hospiz hängt ein Bild von ihrem ersten Wohnsitz in Augsburg.

Meine Mutter konnte durch ihren letzten Aufenthalt im Hospiz sozusagen ihren Lebensweg vollenden und den Kreis ihres Lebens schließen. Wie schön!

Ich bin sehr froh, dass meine Mutter in ihren letzten Monaten, Wochen und Tagen bei Ihnen zu Hause sein und in Würde sterben durfte.

 

Text: Axel R.

 

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