Wunschkost: Was im Hospiz alles möglich gemacht wird
Im St. Vinzenz-Hospiz gibt es Wunschkost – und wie! Da wird auch mal ein tolles Geburtstagsmenu gezaubert. Unsere Mitarbeiterin Susanne Reitz hat diese “Kochshow” beobachtet und für uns einen köstlichen Artikel zubereitet:
Pfanne -> Teller -> Zimmer
Manchmal kommt es auch im Hospiz auf die Minute an
Das brachte sogar eine routinierte und sonst nicht so schnell aus der Ruhe zu bringende Köchin wie Anette Steinle ins Schwitzen: Das Steak musste perfekt gebraten aus der Pfanne direkt zum Gast auf den Teller. Eine nicht ganz alltägliche Herausforderung. Um aber an besonderen Tagen den Wunsch nach einem besonderen Menü zu erfüllen, läuft die Küchencrew schon mal zu Hochform auf und beeindruckt mit einer perfekt funktionierenden Maschinerie. Exaktes Timing, eine durchdachte Logistik und ein paar willige Handlanger reichen, um Wunschkost in Perfektion zu präsentieren.
Die Geschichte dazu: ein Gast, der bei seiner Ankunft im Hospiz durch sein Krankheitsbild und angesichts der vielen Schläuche, die seinen Körper verließen, auf den ersten Blick nicht unbedingt den Eindruck machte, als gehöre Essen zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, begann die Mahlzeiten im Hospiz zu schätzen. Sein Geburtstag stand an und er äußerte für sich und seine Frau den Wunsch nach einem besonderen Menü: 2x Rindersteak medium, rösche Bratkartoffeln und Butterbohnen.
Klingt ja erst mal einfach, es kann aber auch sehr viel schief gehen: Steak zu zäh, Bratkartoffeln matschig, Bohnen fad. Also wälzte Anette Steinle, die ja sonst alle Rezepte entweder im Kopf hat oder sich geschwind aus dem Ärmel schüttelt, mehrere Koch-bücher namhafter Köche, um die Strategie für dieses Ereignis minutiös zu planen. Wichtigstes Instrument: das Fleisch-Thermometer, denn auf ihr „Gefühl“ wollte sie sich diesmal nicht verlassen.
Gast, Ehefrau und die „Servicekraft“ in Person von Schwester Sabrina wurden instruiert und über den Zeitplan in Kennnis gesetzt. Der Countdown lief runter, als Späher durch die großen Küchenfenster beobachteten, wie die Ehefrau auf dem gut einsehbaren Parkplatz ihr Auto verließ und auf die Eingangstüre zusteuerte. In der Küche herrschte nach Aussage der Protagonistin nun eine Stimmung wie bei der Abschlussprüfung in der Hauswirtschaftsschule. Alles war bereit, jede/r stand Gabel bei Fuß. Geschäftsführerin Christine Sieberth unterbrach ihre Arbeit und ließ es sich nicht nehmen, bei dieser Kochshow dabei zu sein.
Anette Steinle sprach jeder einzelnen Bratkartoffel gut zu, wendete sie liebevoll und fixierte dabei die Temperaturanzeige ihres Fleischthermometers wie der Chef des Kontrollzentrums eines Kernkraftwerks vor der befürchteten Kernschmelze. Sie schickte ihre ganze zur Verfügung stehende positive Energie durch das Glas des Backofens zu ihren zwei Steaks, die gerade die letzte sanfte Bräunung erhielten.
Um es kurz zu machen: es war perfekt! Das Geburtstagskind aß alles auf, behielt alles bei sich und war voll des Lobes. Eine Wiederholung wurde gewünscht!